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Forschungsergebnis Februar 2025

Lebenszufriedenheit kann nach Umzug ins Altenheim wieder steigen

Für viele Menschen kann Lebenszufriedenheit nach Umzug in ein Altenheim wieder steigen, vor allem, wenn die Gesundheit und Mobilität abnehmen.

Mithilfe von SHARE-Langzeitdaten konnten Forscher:innen die Lebenszufriedenheit vor und nach dem Umzug ins Pflegeheim untersuchen. Viele ältere Menschen berichteten nach dem Umzug von einer verbesserten Lebensqualität – bedingt durch stabilere Versorgung, soziale Kontakte und Entlastung im Alltag.

Als Basis für die Untersuchung dienten die Daten von 20.000 SHARE-Studienteilnehmer:innen in 15 Europäischen Ländern im Rahmen der Erhebungswellen 4 bis 8. Untersucht wurden Personen ab 65 Jahren, die zumindest eine Einschränkung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens, wie anziehen, waschen oder gehen berichteten. Die Lebenszufriedenheit wurde mittels der Skala von 0 (völlig unzufrieden) bis 10 (völlig zufrieden) bewertet.

Die Kernaussagen der Studie

  • Erste Eindrücke täuschen: Auf den ersten Blick erscheint die Lebenszufriedenheit in Pflegeheimen niedriger als in privaten Haushalten. Doch sobald wirtschaftliche Lage, Gesundheitszustand und funktionale Einschränkungen berücksichtigt wurden, verschwindet dieser negative Effekt.
  • Faire Vergleiche sind entscheidend: Forscher berücksichtigten den sogenannten Selection Bias, indem sie Personen mit ähnlichem Gesundheitszustand und sozialen Rahmenbedingungen verglichen. Zwar waren Pflegeheimbewohner immer noch etwas weniger zufrieden, aber der Unterschied war deutlich geringer.
  • Geschlecht und Familienstand beeinflussen das Ergebnis:
    • Frauen profitierten stärker von der Heimunterbringung als Männer.
    • Alleinstehende und kinderlose Menschen erfuhren größere Verbesserungen, da institutionelle Betreuung fehlende familiäre Unterstützung ausgleichen kann.
  • Qualität der Pflegeeinrichtungen zählt: Zwar wurde die Qualität der Heime nicht direkt untersucht, aber die Autoren betonen, dass Ausstattung, Personal und Einbettung in die Gesellschaft großen Einfluss auf das Wohlbefinden haben.
  • Politische Implikationen: Das Ergebnis fordert ein Umdenken – Pflegeheime sind nicht zwingend negativ zu bewerten. Sinnvoll wären sowohl Investitionen in barrierefreie Privathaushalte als auch moderne, gut ausgestattete Pflegeeinrichtungen. Ältere Menschen verdienen Wahlfreiheit und passende Unterstützung

Publikation

Anne Laferrère und Jérôme Schoenmaeckers (2025). Do Europeans really feel better at home than in a nursing home?. American Journal of Epidemiology. DOI: 10.1093/aje/kwaf041

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