Greifkraft als Indikator für Depressionsrisiko
Männer und Frauen der Generation 50+ zeigten bei höheren Greifkraftwerten ein niedrigeres Depressionsrisiko
Die Integration von Greifkraftmessungen in Vorsorgeuntersuchungen könnte die Früherkennung von Depressionen verbessern.
Die Forscher:innen analysierten Daten von rund 20.500 SHARE-Teilnehmer:innen aus 14 europäischen Ländern in den Jahren 2011-2015. Die Greifkraft wurde im Rahmen des Interviews mithilfe eines Dynamometers gemessen. Depression wird anhand der EURO-D Skala gemessen; 4 oder mehr Symptome werden als klinische Depression eingestuft.
Mehr Frauen (29,6 %) als Männer (16,5 %) zeigten depressive Symptome. Die durchschnittliche Greifkraft betrug 44,6 kg bei Männern und 27,9 kg bei Frauen. Die Ergebnisse zeigen, das Menschen mit höherer Greifkraft eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit aufweisen, depressiv zu sein.
Der Greiftest ist allerdings kein zuverlässiger Screening-Test für Depression, jedoch kann er als erste Indikation in der Gesundheitsvorsorge dienen um Risikopersonen zu identifizieren:
Schwellenwerte für ein erhöhtes Risiko:
(Wer bei der Greifkraft unter diesen Werten liegt, hat ein erhöhtes Risiko.)
| Alter | Männer | Frauen |
| 50–64 Jahre | < 43,5 kg | < 29,5 kg |
| ≥ 65 Jahre | < 39,5 kg | < 22,5 kg |
Die Integration von Greifkraftmessungen in Vorsorgeuntersuchungen könnte die Früherkennung von Depressionen verbessern. Depressionen bleiben oft unerkannt – besonders im Alter. Die Greifkraft ist leicht messbar und kann ein erster Hinweis auf das seelische Wohlbefinden sein. Durch Risikofrüherkennung können mit gezielter Prävention negative gesundheitliche Folgen vermieden werden.
Publikation
Adilson Marques, Duarte Henriques Neto, Miguel Peralta, Priscila Marconcin, Élvio R. Gouveia, Gerson Ferrari, João Martins and Andreas Ihle (2021). Exploring grip strength as a predictor of depression in middle‑aged and older adults. Scientific Reports 11.
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